JOCHEN ROBES ÜBER BILDUNG, LERNEN UND TRENDS

Zehn Thesen zur Zukunft wissenschaftlichen Schreibens

Mit den interessanten Thesen will das Autor:innen-Team für die Veränderungen des wissenschaftlichen Schreibens sensibilisieren. Sie legen dabei ein sehr weites Verständnis von Schreiben zugrunde, das von „Thema finden“ bis „Korrigieren“ reicht. Damit wird aber auch deutlich, dass sich die herausgearbeiteten Veränderungen nicht nur auf das wissenschaftliche Schreiben beziehen. Hinzu kommt, dass für die Autor:innen Schreiben und Denken nicht voneinander zu trennen sind. Das wird zum Beispiel in der These „Denken wird externalisiert und dynamisiert“ direkt angesprochen. Zu guter Letzt die KI. Einig ist man sich in Erwartung einer „KI-induzierten Disruption“. Um die Spannweite möglicher Veränderungen zu illustrieren, wurden für jede These utopische und dystopische Szenarien formuliert.

„These 1: Schreibprozesse sind KI-basiert
These 2: Texte werden fluide
These 3: Mensch und Maschine teilen sich die Verantwortung für den Text
These 4: Sprache wird (ver)einheitlich(t) und standardisiert
These 5: Lesende werden Texte nach anderen Kriterien beurteilen
These 6: Erkenntnisgenerierendes Schreiben verändert sich
These 7: Denken wird externalisiert und dynamisiert
These 8: Der Zugang zum Autor:in-Sein verändert sich
These 9: Die Beziehung zwischen Autor:innen und Rezipient:innen ändert sich
These 10: Die Ausbildung von Schreibenden verändert sich“

Aus dem Fazit will ich abschließend nur diesen Absatz hervorheben:
„Hochschulen sind ganz grundsätzlich gefordert, ihre Lehr-Lern-Kultur neu auszurichten. Als humanistisch geprägte Autor:innen sehen wir die Potenziale, aber auch die disruptive Kraft der KI-basierten Schreibanwendungen. Damit die Potenziale gut genutzt werden können, bedarf es ihrer Berücksichtigung im Bildungsauftrag der Hochschulen, Transparenz und Orientierung sowie einer Neuausrichtung wissenschaftlicher Praxis: Hochschulen sind ganz grundsätzlich gefordert, ihre Lehr-Lern-Kultur neu auszurichten. Das heißt auch, die umfangreichen Funktionen wissenschaftlichen Schreibens in Lehr-Lern-Kulturen zu implementieren, …“ (S. 20)

Anika Limburg u.a., Hochschulform Digitalisierung, Diskussionspapier Nr. 23, Juni 2023

Bildquelle: Autor:innen-Team in Anlehnung an Kruse (“ Keine Angst vor dem leeren Blatt: Ohne Schreibblockaden durchs Studium. 2007, S. 112)