JOCHEN ROBES ÜBER BILDUNG, LERNEN UND TRENDS

Digitale Bildungsnachweise – Der Stand 2020 in Deutschland und Europa

Es erleichtert die Lektüre dieser 24 Seiten, das vorweg, wenn man Berührungspunkte mit dem Thema hat. Zwar ist der Ausgangspunkt relativ klar und einfach: Es geht um die Ablösung unserer klassischen, papiergebundenen Zeugnisse und Zertfikate durch digitale Bildungsnachweise, also „Digital Credentials“ (DC), ein Thema, an dem seit zehn Jahren kräftig, wenn auch meist im Hintergrund, geschraubt wird. Doch in den hier vorgestellten Projekten stehen technische Standards, Konventionen und Schnittstellen im Vordergrund, die über nationale Grenzen hinweg ausgehandelt werden müssen.

Das Dokument versucht eine Übersicht und stellt zuerst „übergreifende politische Projekte“ und anschließend „fokussierte Bottom-up-Projekte“ vor. In die letztgenannte Kategorie fallen auch die Stichworte „Badges“ und „Blockchain“, die mich besonders interessiert haben. Wer hier eine komprimierte Aufzählung aktueller Stakeholder und Projekte sucht, wird fündig. Der Autor weist zudem auf einige Punkte hin, die sich in der Diskussion quasi unter der Hand festgesetzt haben, zum Beispiel die Lesart von Badges als „Microcredentials“.

Hier ein Auszug aus dem Kapitel „Ausblick“:
„Entscheidend für die nachhaltige Einführung digitaler Bildungsnachweise wird sein, wie eindeutig und stark die Incentives für die drei wichtigsten Stakeholder in diesem Prozess – Lernende, Bildungsanbieter und Arbeitgeber – herausgearbeitet werden können. …
– die vereinfachte Sichtbarmachung und Verwaltung individueller Lernleistungen für Lernende, etwa in OnlinePortfolios und Wallets,
– die bessere Vermarktung von Bildungsangeboten für Anbieter, etwa durch automatische Vorschlagssysteme, und
– erleichterte bzw. zielgenauere Recruiting-Prozesse für Arbeitgeber durch vereinfachtes Matching von Stellen mit Bewerber:innen.“
Robert Rentzsch, Institut für Innovation und Technik (iit) in der VDI/VDE Innovation + Technik GmbH, Berlin, Februar 2021