JOCHEN ROBES ÜBER BILDUNG, LERNEN UND TRENDS

Lernort Hochschule: Abgelenkt, aufgeschoben, abgehakt – Wo ist der Wille beim Lernen mit digitalen Medien?

Welche Rolle spielen digitale Medien in Bildungs- und Lernprozessen? Stehen sie gelingenden Lernprozessen eher im Weg, indem sie Aufmerksamkeit abziehen und ablenken? Fördern sie eine oberflächliche Auseinandersetzung mit dem Lernstoff? Und, wenn ja, wie können Lernende motiviert werden, die neuen Medien zielführend einzusetzen? Können sie überhaupt (von Außen) motiviert werden?

Das sind die Ausgangsfragen, die ich aus Gabi Reinmanns Vortragsmanuskript, wie immer druckreif ausformuliert, mitgenommen habe. (Nur am Rande: Ich habe natürlich sofort an Clay Shirky und seinen Artikel “Why I Just Asked My Students To Put Their Laptops Away” denken müssen!). Ihre überzeugend und schlüssig vorgetragene Botschaft: Es gibt beim Thema Motivation keine einfache Antworten. Motivation ist ein komplexes, dynamisches Geschehen, eingebettet in konkrete, wechselnde Situationen. Medien sind hier immer nur ein Baustein unter vielen anderen. Denn ihnen gegenüber stehen Studierende mit recht heterogenen Motivationslagen. Es bleibt das Ideal des selbstbestimmten Lernens und des selbstbestimmten Umgangs mit digitalen Medien:

“Abgelenkt, aufschiebend, abhakend – das ist kein zwangsläufiger motivationaler Zustand. Digitale Medien sind für Ablenkung, Aufschiebeverhalten und vorrangig extrinsische Motivation sicher nicht ursächlich, aber daran beteiligt. Ebenso sicher ist, dass digitale Medien kein Wundermittel für mehr Aufmerksamkeit und Konzentration, mehr Konstanz und Systematik oder mehr Interesse und Begeisterung sind. Selbstbestimmtes Lernen und ein selbstbestimmter Umgang mit digitalen Medien sind ein Ideal an der Hochschule, aber eines dem wir uns annähern können und müssen – sonst wäre die Hochschule tatsächlich nur ein Lernort, aber kein Bildungsort.”
Gabi Reinmann, Lehren – Lernen – Didaktik, 30. September 2014